Möbel

Herkunft und Besonderheiten der Möbel des Hotels

Das Hotel hat einzigartige, handgefertigte Möbel aus Massivholz, auf die wir mehr oder weniger aus Zufall auf einer Ausstellung der Familie Don Bosco in Sucre gestoßen sind. Und so geht die Geschichte weiter...

Jedes Jahr organisiert die Handwerkerfamilie Don Bosco eine Ausstellung ihrer Möbel, gefertigt von jungen Männern aus ländlichen und strukturschwachen Regionen Boliviens. Ohne zu diesem Zeitpunkt über die Inneneinrichtung nachzudenken, waren wir nach einem Besuch jener Ausstellung von den Möbeln und dem Konzept des dahinter stehenden Unternehmens sofort derart überzeugt, dass es ab diesem Zeitpunkt feststand, das Hotel später in Zusammenarbeit mit dieser Familie einzurichten.

Nach einigen erfolglosen Versuchen, in der Nähe von Aiquile eine Don Bosco Werkstatt zu finden, hatten wir in Cochabamba endlich eine erste Begegnung und waren uns einig, dass die Verantwortlichen einer der Werkstätten bei einer, aus geschäftlichen Gründen ohnehin anstehenden Reise nach Sucre, ein paar Modellmöbel mitbringen würden. Die Stücke gefielen mir nach wie vor so sehr, dass es ab dann nur noch um Preis, Stückzahl und Lieferdatum ging. Nichtsdestotrotz erhielten wir später einen Anruf, der uns mitteilte, dass zwei Modelle fertiggestellte wurden die wir in Peña Colorada, einem kleinen Dorf zwischen Aiquile und Santa Cruz, 4,5 Stunden von Sucre enfernt, besichtigen könnten. Trotz einiger Verwirrung, folgten wir der Aufforderung und besuchten den Ort. Bei der Ankunft wurden wir einigen jungen Leuten vorgestellt, die uns ein wenig über ihre Arbeit und die Handwerks Organisation Don Bosco informierten.

Die Möbel gefielen uns, aber wir schlugen noch einige Veränderungen vor und fuhren wieder nach Hause. Nach einer Weile wurde uns mitgeteilt, dass die Stücke fertig gestellt seien und wir persönlich zur Abname erscheinen sollten. Auf unsere Nachfrage hin, ob dies wirklich nötig sei, wurde darauf bestanden, die Werkstatt erneut zu besuchen.

Dort angekommen, stellten wir mehr Fragen über die dortige Jugendarbeit und diesmal wurden wir auf den salesianischen Priester Hugo de Censi hingewiesen, der die Don Bosco Familie in Peru gegründet hatte, von wo aus sie sich bis nach Bolivien verbreitet habe.

Wer war also Hugo de Censi und was waren seine Beweggründe?

Nach einiger Online-Recherche konnte ich Folgendes finden:

Pater Hugo de Censi war ein salesianischer Priester. Geboren in Italien, wuchs er in bescheidenen Verhältnissen auf. 1976 liess er sich in Chacas nieder, als Leiter der Mission Mato Groso in Peru, die in Bolivien und Brasilien aktiv war. Diese bestand aus italienischen Salesianern, die sich einzig dem Zweck, Gelder für soziale Entwicklungsprojekte zu sammeln, verschrieben hatten.

Das Erste, was dem salesianischen Pfarrer auffiel, war die vorherrschende Armut des Ortes und ein wunderschönes Altarbild aus dem achtzehnten Jahrhunderts, welches er, in schlechtem Zustand in der Hauptkirche von Chacas vorfand. Sofort sah er einen Weg, um beide Probleme anzugehen: Es entstand die Idee das Altarbild von den Männern und Frauen aus Chacas restaurieren zu lassen und diese für jenen Zweck in Schreinerei und Holzschnitzerei ausbilden.

So wurde die erste San Juan Bosco Schule für Holzarbeiten geboren, die als kostenloses Internat fungierte. Die ersten Klassen bestanden aus gerade einmal 25 Kindern – den ärmsten der Gegend. Pater Hugo hatte die Idee, dass die Absolventen des ersten Kurses freiwillg die folgenden Fortbildungen übernehmen sollten; und die Absolventen beider Kurse, sollten dann Lehrer der naechsten Schüler sein, ohne Entlohnung arbeiten und so einen solidarischen Beitrag als Dank für die erhaltene Ausbildung leisten.

In den folgenden Jahren war es in den Werkstätten möglich Bildhauerei, Töpferei, Weberei und Glasmalerei ergänzend zum ursprünglichen Ausbildungsangebot zu erlernen. In einem Dokumentarfilm über die Organisation beschrieb Pater Hugo sein Projekt einmal mit folgenden Worten: "Unsere pädagogische Arbeit scheint mir wie ein kleiner Zug der über die Anden fährt zu sein. Während sie mit ihm fahren erlernen die jungen Menschen eine Handwerkskunst um dann auszusteigen und sich niederzulassen.“

Heute hat die San Juan Bosco Handwerksschule mehr als 600 Studenten und hat sich auf die Provinzen Fitzcarrald, Antonio Raimondi, Huanuco Huaraz und Cusco sowie auf die ärmsten Gebiete von Bolivien: Escoma, Carabuco, Peña Colorada, Bolivar, Ambana, Poster Valle, ausgeweitet.

Die Studenten erhalten Bildung, Unterkunft und Essen kostenlos, mit der einzigen Idee, sie in der Liebe zur Natur, zur Tradition und im Glauben an Gott zu unterrichten. Nun stellte sich heraus, dass ich nach Escoma und Carabuco reisen musste, da beschlossen worden war, dass die Kooperativen von Escoma und Peña Colorada unser Projekt realisieren würden. Während der langen Reise hatte ich Zeit mich etwas mehr über die Geschichte und Arbeit der Familie Don Bosco zu informieren.

Die Ausbildung dauert ca. sieben Jahre und ist mit einer grundlegenden Schulbildung verbunden. Junge Absolventen erhalten einen kompletten Satz von Werkzeugen als Abschliedsgeschenk und können dann frei entscheiden, ob sie in der Genossenschaft der Region bleiben, oder auf der Suche nach neuen Horizonten weiterziehen. Die Don Bosco Handwerkskooperativen wurden geschaffen, um den "Braindrain", sprich die Abwanderung junger, talentierter Bolivianer zu verhindern. Laut den italienischen Freiwilligen war der Grundgedanke der Salesianer, dass die Orte durch die Aufnahme und Ausbildung der Jugendlichen profitierten, indem diese zu einem gewissen Teil ansässig würden um die dortige Struktur so nachhaltig zu stärken. Diego, einer dieser jungen Freiwilligen erklärte mir, es sei "traurig zu sehen, dass die alten Leute dieser Orte alleine sind, weil ihre Kinder sich aufgrund der Perspektivlosigkeit dazu genötigt sahen, ihre Heimat und ihre Familie zu verlassen. Da kann die Genossenschaft eine gute Alternative sein.“

Ich fragte ihn, wie sich die Organisation finanzierte, woraufhin er antwortete, dass die Pfarrer in Italien über die Arbeit berichteten und Spendenkampagnen organisierten. In der Regel kämen die Mittel aber von Mitgliedern der Pfarrgemeinde, die zu diesem Zweck ein paar Tage im Monat in Bereichen arbeiteten, die sonst nicht ihrem Aufgabenbereich entsprächen, um dann 100% des Lohns dieser Arbeiten nach Südamerika zu spenden. Diego sagte zu mir "Darum ist das fuer uns mehr als nur Geld, denn es kommt durch die Anstrengung und Liebe der Mitglieder unserer Kirche hierher. Für uns ist das viel mehr wert als Spenden von wohlhabenden Menschen, die nur spenden, um ihr Gewissen zu beruhigen. Die andere Quelle ist der Verkauf der von der Genossenschaft hergestellten Möbel, für die sich ein wachsender Markt findet.“ In meiner Internet-Suche habe ich herausgefunden, dass die gesamten Einnahmen aus dem Möbelverkauf an die Genossenschaft zurückfliessen, damit sie die Kirchengemeinde in neue Entwicklungsprojekte investieren kann. Ein Großteil dieser Mittel ist für die Handwerksschule, die Errichtung von Krankenhäusern und Altersheimen vorgesehen. In Escoma konnte ich ein so enstandenes Krankenhaus sehen. Von den Freiwilligen, die ich traf, sind die meisten jungen Männer und Frauen, die teils mit ihren ganzen Familien, ohne jede Bezahlung in Bolivien leben; einige arbeiten schon seit vier, die Ältesten sogar seit 20 Jahren in dem Projekt. Als ich an der Berufsschule in Carabuco ankam, fand ich ein schönes Haus mit Balkonen aus geschnitztem Holz vor - die Arbeit der jungen Leute, die darin ausgebildet werden. Ich besuchte die verschiedenen Klassenzimmer und beobachtete die Jüngsten beim Erlernen einfacher Arbeiten, während die Älteren schon komplizierte Holzarbeiten fertigten.

Sie schenkten mir als Aufmerksamkeit eine hübsche, geschnitzte Schatulle. Da ich dachte, dass es die Höflichkeit und der Respekts gebiete einige weitere Gegenstände zu kaufen, fragte ich nach dem Preis. Die Antwort aber lautete: "Nichts, was in der Schule produziert wird, wird verkauft." Die Jugendlichen verschenken ihre Produkte an Besucher wie mich oder auch an Verwandte. Esteban, der Schulleiter sagte mir: "Wir wollen von Anfang an Missverständnissen vorbeugen, dass wir die Kinder als billige Arbeitskräfte ausnutzen um Geld zu verdienen. So uberzeugen wir die Eltern davon, ihre Kinder bei uns ein Handwerk erlernen zu lassen.“ In Escoma sah ich die Werkstätten der Kooperative, in der unter anderem unsere Möbel produzierte wurden. Es war schön zu sehen, wie in diesem ländlichen und so armen Gebiet qualitativ hochwertige Möbel geschaffen werden. Ich dachte mir: „Wie stolz können sie auf ihre Arbeit doch sein." Die Arbeiten sind von erstklassiger Qualität und sind von Hand und mit großer Hingabe gefertigt. Es sind wahrlich einzigartige Möbel!